Integriertes Stadtentwicklungskonzept Markgröningen

Wie in vielen Kommunen ist auch in Markgröningen die Stadtkasse klamm. Corona-Krise, Inflation und Kostensteigerungen auf der einen Seite und ein Sanierungsstau auf der anderen Seite lassen keine Spielräume für langfristige Entwicklungsmaßnahmen auf nahezu allen Gebieten. Um so verwunderlicher mag es sein, dass die Stadtverwaltung mit großer Zustimmung des Gemeinderates ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) für veranschlagte 100.000.- Euro Kosten auf den Weg gebracht hat.

Der Hintergrund ist naheliegend: Nach der Verwaltungsvereinbarung Städtebauförderung ist die Erstellung eines ISEK Fördergrundlage für sämtliche Programme der Städtebauförderung.

 

Begleitet durch ein Planungsbüro (Weeber & Partner) und mit verschiedenen Formaten zur Bürgerbeteiligung startete das Projekt Anfang des Jahres. Am 21. Oktober waren Bürgerinnen und Bürger Markgröningens zur "Zukunftswerkstatt" in die Aula des Hans-Grüninger-Gymnasiums eingeladen. Auch vier Mitglieder unserer Bürgerinitiative waren dabei und nahmen das Handlungsfeld "Klima, Umwelt und Mobilität" in den Fokus. Wie bei vorangegangen Projekten zur Stadtentwicklung (Luftreinhalteplan, Green-City-Masterplan, Lärmaktionplan) waren wir darauf gefasst, dass auch beim Stadtentwicklungskonzept die "Nordumfahrung" wieder auf den Tisch kommen würde.

Und siehe da, das Thema ließ nicht lange auf sich warten. Allerdings wurde es nicht von den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern gewünscht, sondern von Dipl.-Geograf Gunther Wetzel vom Büro PLANUNG+UMWELT in Stuttgart. Wie uns die Stadtverwaltung auf Nachfrage mitteilte, war Herr Wetzel aufgrund seiner Tätigkeit im Rahmen der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes bei der Veranstaltung hinzugezogen worden. Bei einer offiziell der Bürgerbeteiligung dienenden Veranstaltung steht nun unerwarteter Weise ein Statement der Stadtverwaltung mit auf der Pinnwand. Für uns bleibt da ein großes Fragezeichen im Raum stehen.

 

Rot umrandet: Das von der Stadtverwaltung auf die Pinnwand der Bürgerbeteiligung platzierte Post-It mit "Umfahrung".

Weiter teilte uns die Stadtverwaltung mit, dass "die Ostumfahrung (gemeint ist die Fortführung als Nordumfahrung) ein wichtiges Element für die künftige Siedlungsentwicklung in Markgröningen sein könnte und daher voraussichtlich z.B. im weiteren Verfahren zur Fortschreibung des Flächennutzungsplanes thematisiert werden wird".

Es zeigte sich wieder einmal, wie wichtig es ist, solche Formate der "Bürgerbeteiligung" kritisch zu begleiten. Begleitend gab es die Möglichkeit auf einer Online-Pinnwand weitere Ideen zu  vier Handlungsfeldern einzubringen.


Online-Pinnwand zu Vier Handlungsfeldern der zukunftswerkstatt

Wir haben die Ideen und Kommentare der Online-Pinnwand, die bis zum 6. Dezember 2023 zur Verfügung stand dokumentiert und in vier PDF-Dokumenten zusammengefasst.

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Handlungsfeld Klima, Umwelt und Mobilität
Doku_Klima, Umwelt, Mobilität.pdf
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Handlungsfeld Stadtstruktur, Wohnen und Arbeiten.
Doku_Stadtstruktur, Wohnen, Arbeiten.pdf
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Handlungsfeld Bildung, Freizeit und soziales Miteinander
Doku_Bildung, Freizeit, soziales Miteina
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Handlungsfeld Identität, Tourismus, Kommunikation
Doku_Identität, Tourismus, Kommunikation
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Visionen für das Handlungsfeld "klima, Umwelt und Mobilität

Wir haben auf der Online-Pinnwand zum Handlungsfeld "Klima, Umwelt und Mobilität die folgenden vier Visionen platziert.

Vision ÖPNV

2030 ist die Bahnstrecke zwischen Markgröningen und Ludwigsburg reaktiviert. Es fahren mit Brennstoffzellen betriebene Züge von Markgröningen nach Ludwigsburg und weiter über die Schusterbahn ohne Umsteigen bis nach Esslingen.

Hochflexible und wendige Elektro-Citybusse verbinden alle Stadteile und Teilorte mit dem Bahnhof, der Altstadt und dem Bildungszentrum. Ein eng getakteten Fahrplan und ein On-Demand-Service haben viele Autofahrer dazu bewogen, auf den ÖPNV umzusteigen.

 

Vision Radverkehr

2030 hat Markgröningen seine Radinfrastruktur ertüchtigt und ein sicheres Radwegenetz in der Innenstadt und zu Teil- und Nachbarorten installiert, welches weitestgehend getrennt vom Autoverkehr verläuft. Fahrradstreifen, die im Nichts enden, wie aktuell auf der Bahnhofstraße gehören der Vergangenheit an. Mit der Öffnung der Einbahnstraßen für den Radverkehr, eigenen Radfurten an Kreuzungspunkten und Aufstellflächen für Radfahrende an den Ampeln konnte die Sicherheit für Radfahrende deutlich erhöht und viele Verkehrsteilnehmer zum Umstieg auf das Fahrrad animiert werden. Über ausgewiesene Fahrradstraßen können Kinder gefahrlos mit dem Rad zur Schule fahren und Elterntaxis gehören der Vergangenheit an.

Vision Natur und Kulturlandschaft

2030 hat Markgröningen den Wert seines Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebietes im Markgröninger Norden erkannt und sorgt durch umfangreiche pflegerische und erhaltungssichernde Maßnahmen für den Schutz dieser vielfältigen Kulturlandschaft mit ihren Steuobstwiesen, Halbtrockenrasen und Auenlandschaften. Die zwischen den Schutzgebieten und der Wohnbebauung im Norden liegenden Acker- und Wiesenflächen wurden im Flächennutzungsplan von einer Versiegelung ausgenommen, um ein ungehindertes Fließen von Frischluft aus den angrenzenden Tal- und Waldflächen sicher zu stellen. Im Flohberghaus wurde ein Naturschutzzentrum als Anlaufstelle für Besucher aus nah und fern eingerichtet. Es werden regelmäßig naturkundliche Führungen im Leudelsbachtal und im Rotenacker Wald angeboten.

Der fußläufige Zugang zum Leudelsbachtal über den Taler Weg und über altbewährte kleine Wege und Pfade durch Wiesen und Felder sind weiterhin von Schulklassen gern genutzte Wege in die naheliegende Natur.

Vision Umfahrung

2030 hat die Stadt Markgröningen aufgrund zu erwartender erheblicher Beeinträchtigungen für alle Schutzgüter die Nordumfahrung ad acta gelegt. Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Artenvielfalt, wertvolle Ackerböden, Natur und ein vielfältiger ungestörter Naherholungsraum im Zeichen des Klimawandels wichtigere Werte und Güter sind als der Bau neuer Autostraßen.